Freitag, 27. September 2013

Nonstop einkaufen in Innsbruck

Nonstop, Geschäft, Innsbruck - ein Wiederspruch?

 

Tirol, bzw. Österreich, ist ein Land in dem Geschäfte zumachen, wenn jeder Zeit hätte, hineinzugehen. Ungarn ist ein Land in dem jedes Dorf ein "Nonstop" hat, in denen von kleinen Pálinkaflaschen bis frisch gebackenem Brot und Tampons alles zu kriegen ist

Und wenn man aus so einem Land kommt, in dem man sich als Konsument ganz selbstverständlich von unglaublichen Öffnungszeiten verwöhnen lässt, kommt es anfangs schon mal vor, dass man in Innsbruck mit knurrendem Magen zu Bett geht. Aber gewöhnen kann man sich an alles und was zum Beginn als unmenschlich galt, ist mittlerweile gewohnter Alltag.

Auch, denkt man mittlerweile anders. Bisschen empatischer. Dass doch die armen Männer und Frauen nicht so lange hinter einem Pult stehen sollten, mit schwellenden Fußgelenken, und das es jedem vergönnt ist einen Feierabend zu haben, auch wenn man die Kokosmilch vergessen hat. Und jetzt ehrlich, wer braucht Kokosmilch, wenn es doch einen Milkomat gibt?

Der Milkomat

 


 Milkomat. Ein Unfug an Wort. Ich schmatze liebensgerne darauf herum und knüpfe es, so oft es mir gelingt, in meine Alltagsgespräche um Schwung hineinzubringen. Ich denke an Superman, an Milkomat, das die zwei irgendwie zusammengehören. Tamtatatam, fliegende Sternchen und boom das Bild, Musik, Chor: Milkooomaaat. Tolle Idee. Ich zeige den Milkomat jedem Besucher, der aus Ungarn kommt als Beweis, dass es sich im Westen tatsächlich gut leben lässt. Milkomat und Papa, Milkomat und Bruder, Milkomat und beste Freundin - das Fotoalbum ist reich an Bildern mit Milkomat.

Der Milkomat ist wirklich toll. Nicht nur so ein bisschen toll. Man geht hin, schmeißt ein Euro rein, stellt die Milchkanne darunter und bekommt einen Liter Milch, wie es die Kuh von sich gegeben hat, nachdem man sie mit schwarzen Plastikschläuchen  angezapft hat. Trotzdem, noch immer toll.
 
Einige Milkomate - z.Bsp. der in Amras in der Philippine-Welser-Straße - verkaufen sogar Eier und Joghurt, andere sogar auch Käse (das habe ich in Pinzgau, in Salzburg gesehen). Bin total von den Socken von so einer Sache. Und man kann in der dunkelsten Nacht hingehen und sich bedienen. Um drei Uhr in der früh, um zwei am Nachmittag, wann immer auch die Lust kommt sich mit Milch einen weißen Schnurrbart zu malen.
Als Studentin und Kellnerin hat man auch immer das nötige Kleingeld für die Sache. Übrigens koche ich die Milch nie auf und lass mich überraschen: Was kommt, das kommt.

Und so viel kann man aus roher Milch machen! Vor einer Woche zum Beispiel, habe ich experimentiert. Was mir mein Onkel schon hundertmal in Ungarn erklärt hat und ich es auch noch über Skype erklärt bekommen habe, musste ich letzendlich noch einmal im Web suchen. Aludttej, die "eingeschlafene Milch".
Einfacheres gibt es eigentlich nicht - verstehe im nachhinein gar nicht, wieso ich das so oft erklärt gebraucht habe.

Die rohe Milch in eine Tasse, mit Küchenpapier abdecken und auf einen warmen Platz (in der Nähe eines Heizkörpers z.Bsp.) für 1,5 Tage stellen. Danach bildet sich auf der Oberfläche Sauerraum. Das nimmt man mit einem Löffel ab und darunter ist die flüßigere, säuerliche "eingeschlafene Milch" - ich glaub, deutsch nennt man das Buttermilch, schmeckt herrlich.

Ich bin wahrhaftig besessen von meinen neuen Entdeckungen. Wie billig das Leben sein kann, ich brauche keinen Supermarkt, keine Öffnungszeiten, leckt mich doch alle, ich habe einen Milkomaten, ein Euro und ich habe Milch zum Schwarztee in der Früh, Sauerrahm für meine Suppen und Buttermilch zum Frühstück oder Abendessen. Aber auch Kefir und Joghurt kann man daraus machen und sogar Käse und Butter. Habe alles im Internet gefunden und ausser Butter - das ist für mich ein zu großer Aufwand und ich esse auch gar keine - kann ich alles machen, Es ist möglich dies in der winzigsten Wohnung und im winzigsten Zimmer zu machen, vorausgesetzt mas scheut sich nicht den Raum mit garrender Milch zu teilen.

Kleiner Hinweis für Milkomaten in Innsbruck:

- Karl Innerebner Str. 68 - Allerheiligen (der O-Bus fährt die Richtung, wer sich nicht auf das Rad setzen will)

- Philippine Welser Str. - Amras (Hausnummer weiß ich nicht, aber es gibt einen schönen Trinkbrunnen und das Gasthof Kapeller gegenüber; T-Bus fährt die Richtung)

- in Hötting soll es auch noch einen geben (kenne ich leider nicht)

  Kürbisstand


Und dann gibt es im Herbst noch die Kurbisstände. Wo am Straßenrand Hunderte Kürbise, Tag und Nacht, auf ihre neuen Besitzer warten. Man geht hin, wählt aus, zirka sechs verschiedene Sorten - ich kann nur den Hokkaido benennen, der sich, wie ein japanischer Kampfruf anhört - und dann schmeißt man das Geld in die länglichen Büchsen, die einen irgendwie an die Ritterausrüstungen des Mittelalters mit ihren dünnen Schlitzen und der komischen Überdachung, erinnert. Danach kann man zuhause eine Kürbissuppe machen. Ich kenne ein tolles Rezept, man braucht nur:

- 500 g Kürbis (in Würfel schneiden und nicht schälen),
- eine Zwiebel,
 - einen Liter Gemüsebrühe --> kocht es zusammen, püriert es und gibt
- 1/8 L Kokosmilch dazu und kocht es kurz auf

Scharf oder mit Muskatnuss, mit oder ohne Sauerrahm. An einem kalten, grauen Herbsttag gibt es kaum etwas besseres und aufmunterndes, wie diese unwahrscheinlich orange-leuchtende Creme-Suppe.

Tankstellen 

 

Tankstellen kommen eigentlich dann in Frage, wenn Bier, Tabak oder Papier zum Drehen fehlt. Die Begegnungen mit Tankwärten sind dann schon weniger romantisch. Von der dunklen Straße in das Neonlicht der Colas und kleinen Schokoladen, den vorverpackten, dreieckigen Brötchen und dem Personal in einer der ungünstigen Dienstanzüge, immer mit Schatten unter den Augen und einer Baseballkappe am Kopf. Hier kann man die skurrilesten Begegnungen machen und die unerwartesten Kommentare hören. Und Bier kaufen, kaltes, zu einem Preis, das zwischen Supermarkt und Gasthaus ist und zur dieser Zeit in Günstigkeit und Erreichbarkeit unübertreffbar.
Danke Tankstelle, dass du die Großwelt um zwei Uhr in der früh in Innsbruck vertrittst!

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