Dienstag, 25. Oktober 2016

Nekem '56 édesapám a konyhában

Budapest/1956 (Foto: Wikipedia/CIA public domain
Nekem 56 édesapám a konyhában. Áll kék fürdököpenyében, kavarja a müzlit és nézi az "56"-os híreket. Semmi különös nincs számomra ebben a napban. Èn ülök a padon és hallgatom – semlegesen, mint a darab kenyér a tányéromon – mit mond a szürke hajú bemondó. Miközben már rágom a szendvicsemet, észreveszem, hogy valami eltörött. Szinte hallom, ahogy apámban darabokra törik valami és fáj neki. Csodálkozva nézem, ahogy az örökké egyforma nyugalomban lévö arcon – apám arcán – hullámok jelennek meg, hajótöröttek, kapaszkodó ujjak, fényes villámok, egy kész vihar és tényleg. Édesapámnak kicsordult az elsö könnye. Ki az arcára. Mint egy bepenészesedett ruhadarab, amit most talált meg a szekrény alján.

Megdöbbentem az 56-os könnyeken. Nekem ez a forradalom mindegy volt, távoli, nem tartozott hozzám. Nem volt nekem a játszóterem, a fagyizóm, a biciklim, a húsvétom. De ezek a könnyek átragadtak rám. Apám átadott egy örökséget, amit sosem kértem. Egy érzelmi káoszt be nem teljesült vágyakból, szabadságszagból, németórákból. Most minden október 23-án édesapámra gondolok, a kék fürdököpenyre és a kanál hangjára a müzlistálban. Apám gyerekként a bajai Szentháromságtéren skandálta a szabadságot. 11 éves volt és utálta az oroszórákat. Ezért örült annak, amikor a forradalom után Guten Tag-gal köszönhetett a nyelvórán.

Valamikor felnött fejjel jött rá, hogy a Szabad Európa Rádió hazudott, amikor bíztatta az országot az orosz tankok ellen. Hogy Amerikának esze ágában sem volt fegyveres segítséget küldeni. Ez a hitványság fájt neki. Azt hiszem, ez volt az. Hogy nevetségessé vált a felkelés. Hogy a magyarnak nincs igaz barátja. Valami ilyesmi lehetett, ami kinyomta azt az elsö könnyet a szeméböl.

Sosem láttam öt elötte sírni. Anyám halálakor sem. Pedig akkor illet volna. Ezér haragszom is rá. Hogy 56 neki elörébbvaló volt, mint anyám. Hogy az 56-nak sikerült valami, ami anyámnak nem. Hogy a forradalom eltörött benne valamit. Anyám halála nem.
Igazságtalan vagyok. Apám nem egy érzéketlen állat. Biztosan sírt párnába harapva. Csak én nem tudtam meg soha. Ez azért elgondolkodtatott. Meg, hogy miért kellet megfertözni engem is. Hogy miért kellett nekem ezt odaadni: Ott áll most a játszóterem, a fagyizóm, a biciklim és a húsvétom mellett most ez is: a forradalmam.

Für mich ist '56 mein Vater in der Küche

Für mich ist 56 mein Vater in der Küche. Er steht dort, in seinem blauen Bademantel, rührt seinen Müsli um und schaut die "56"-er-Nachrichten im Fernsehen an. Ich sitze auf der Bank und höre zu – so neutral, wie das Stück Brot auf meinem Teller – was der grauhaarige Sprecher sagt. Während ich schon mein Brötchen kaue, bemerke ich, dass etwas zerbricht. Ich glaube zu hören, wie etwas in meinem Vater zerbricht und es ihm weh tut. Ich sehe verwundert in sein ewig gleich und ruhig bleibendes Gesicht: Darin erscheinen wilde Wellen, Schiffbrüchige, greifende Finger, helle Blitze, ein wahrer Sturm und tatsächlich. Meinem Vater kommt die erste Träne. Raus auf sein Gesicht. Wie ein verschimmeltes Kleidungsstück, welches er soeben im Schrank gefunden hatte.

Ich war verwirrt von den 56-er Tränen. Mir war diese Revolution egal. Sie war etwas weites, das nicht zu mir gehört. Es war nicht ein Teil von mir, nicht mein Spielplatz, nicht meine Eisdiele, nicht mein Fahrrad, nicht mein Ostern. Aber diese Tränen steckten mich an. Mein Vater gab mir ein Erbe, welches ich nie haben wollte. Ein emotionales Chaos aus unerfüllten Sehnsüchten, dem Geruch der Freiheit, den Deutschsstunden. Nun denke ich an jedem 23. Oktober an meinen Vater, an seinen blauen Bademantel, an das Geräusch des Löffels in der Schüssel.

Mein Vater schrie Freiheit am Szentháromságtér in Baja. Er war 11 Jahre alt und hasste den Russischunterricht. Deswegen hatte er sich gefreut, als er nach der Revolution beim SPrachunterricht mit "Guten Tag" grüßen konnte. Irgendwann – als er schon Erwachsen war – ist er drazfgekommen, dass das "Szabad Európa Rádió" (Freies Europa Radio) gelogen hat, als es das Land dazu aufforderte gegen die russischen Tanks zu kämpfen. Dass Amerika nicht einmal darüber nachgedacht hatte, militärische Hilfe zu schicken. Diese Schurkerei tat ihm weh. Ich glaube, das war es, was ihm wehtat. Dass die Revolution lächerlich geworden war. Dass die Ungarn keine echte Freunde hatten. Irgend so was konnte sein, das die erste Träne aus dem Auge meines Vater gedrückt hatte.

Nie sah ich ihn davor weinen. Nicht einmal beim Tod meiner Mutter. Obwohl es sich gebührt hätte. Deswegen bin ich auch sauer auf ihn. Dass ihm 56 wichtiger war, als meine Mutter. Dass 56 etwas erreicht hatte, was der Tod meiner Mutter nicht. Dass die Revolution in ihm etwas gebrochen hatte. Der Tod meiner Mutter nicht.

Ich bin ungerecht. Mein Vater ist kein unsensibles Tier. Sicher hat er geweint. Alleine, in einen Kissen gebissen. Nur habe ich das nie erfahren. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Und, warum er mich auch anstecken musste. Warum er mir das geben musste: Jetzt steht da mein Spielplatz, meine Eisdiele, mein Fahrrad, mein Oster und das auch noch: Meine Revolution.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Wetterprophet

Auch er reiht sich nun ein in eine Liste von Menschen, die mir nie etwas bedeutet hatten, aber mich mein Leben lang begleitet hatten. Wie ein Schatten, wie die Wolken, wie die Blätter, wie die Kirschen, wie der Winter, wie der Herbst. Der Mann mit den buschigen Augenbrauen. Er trat von der Seite einen Schritt in die Mitte und drückte unauffällig an einem Knopf in seiner Hand. Hinter seinem Rücken erschien Europa. Darauf schien die Sonne oder es regnete, kleine Pfeile zeigten in Richtungen und Nummern waren verstreut – wie Maiskörner im Hof – am Bildschirm sichtbar. Der Wetterprohet, der Meteorologe ist gestorben. Und schon wieder ist es ein Stück meiner Kindheit. Mit seinen weißen Haaren und buschigen, schwarzen Augenbrauen war er der Papst der Witterung. Ein Mensch, den jeder kennt, aber keiner an ihn denkt. Wenn er weg ist, ist es ein Loch in der Seele. Ein unauffälliges Loch an diesem Kleidungsstück, von einer Motte hineingefressen, die auf den Namen Tod horcht. Aber das macht nichts. Er war nicht jung – nach einer Weile müssen Menschen gehen. Durch eine Tür gehen, dessen andere Seite keiner kennt. Dabei sind wir alle gleich. Schön wäre es, durch diese Tür zu gehen, wie der Wetterprophet – der Himmel kann ihm nichts neues zeigen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Die blauen Katzen von Prag

Es waren Katzen von Prag. Zwei Stück, gerade mal so groß – bzw. so winzig – wie der Nagel an meinem kleinen Finger. Sie waren natürlich keine echte Katzen, sie waren jene Kätzchen, die man bei Männern und Frauen auf der besonders berühmten Brücke kaufen kann. Nicht nur Katzen, auch Touristen tummeln sich dort. C. hat sie mir gekauft. Von einer besonders unnetten Dame, die auf einem Klappstuhl saß und aussah, als ob sie ihre Ware nicht verkaufen wolle. Nach einem Streit kaufte C. mir die Katzen. Zur Schlichtung, damit wir uns wieder lieben. Man kann mich zwar mit Katzen meistens nicht kaufen, aber ich wollte nicht mehr streiten, mich sauer fühlen, ich freute mich über die Geste. Die zwei kleinen, blauen Kätzlein, die wackelten, wenn ich meinen Kopf drehte. Weil sie Ohrringe waren und sich bewegten, sobald ich mich bewegte. Und jetzt springen sie jedes Mal, wenn ich mein Google Drive öffne, auf mich zu. Dieses schöne Portraitfoto von mir, auf welchem ich besonders hübsch bin. In meinen Ohren die blauen Katzen von Prag. Wow, denke ich mir jedes Mal, dass ich in meinen Ordner gehe. Wow, ich sah echt toll aus. War erst vor zwei Jahren – gar nicht so lange her. Ich habe aber das Gefühl, es liegt eine ganze Galaxis mit all ihren Zeiten zwischen dem Bild von damals und dem Bild von heute.

Mensch, so eine schwere Krankheit, geht nun mal nicht spurlos am Menschen vorbei. Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich warte noch immer darauf, wieder jung zu werden, wieder Augenbrauen zu haben, wieder mich wohl zu fühlen, wieder keine ständig tropfende Nase zu haben. Alles ist ein bisschen besser, aber es ist noch immer nicht gut. Nur hier, auf meinem Blog, traue ich mich auszukotzen. Sonst kann ich mich ja nicht beschweren, während den Behandlungen war alles unmenschlich. Verrückt. Es ist jetzt fast 1,5 Jahre her, dass mich der Krebs gefunden hat und ich ihm meine Tür öffnen musste und mich ihm überlassen. Bald muss ich wieder zur Kontrolle, bald stecke ich wieder in Maschinen, stehe vor Schaltern, sage meinen Namen, bald sitzt wieder ein Arzt oder eine Ärztin vor mir, schaut in einen Bildschirm und schweigt erst, damit er/sie mir danach erklärt, was Sache ist. Ob alles gut ist oder... Und dann immer dieses Bild von mir, dass im Ordner ins Auge sticht, wenn ich an meinem Text weiterarbeiten will. Mit den blauen Katzen im Ohr, die sich bewegen, wenn ich mich bewege. Wo sie wohl stecken? Ich finde sie nicht mehr, sie sind verschwunden. Das Haus oder der Wirbel haben sie geschluckt. Sie sind schon öfters verloren gegangen – wie das Katzen so machen – aber für so lange Zeit waren sie noch nie weg. Jetzt bewegen sie sich nicht mehr, meine blaue Katzen aus Prag. Ich vermisse sie, wie ich mich vermisse, mich, die ich vor dem Krebs war.

Mittwoch, 13. Januar 2016

Im Badezimmer

Meine Schwester und ich stehen vor dem Badezimmerspiegel. Das ist nicht eine tägliche Situation. Sie in Norwegen, ich in Österreich. Sie mit drei Kinder, ich mit einem Vollzeitjob. Sie schaut, ob sie seit der Geburt schon abgenommen hat, ich, ob mir seit der Chemo noch ein Paar Augenbrauenhärchen ausgewachsen sind. Im Bad sind wir zwei immer am meisten "wir" und am meisten allein. Kein anderer darf unseren nackten Körper so ungeblümt sehen. Es ist das Gefühl der Heimat, denn wir müssen nicht an der Badezimmertür klopfen, nicht beim Duschen erschreken und vor allem können wir dann sehr viel lachen und alles hallt. Ich liebe meine Schwester sehr. Sie sagr mir, sie hätte sich nicht getraut – so wie ich – mit einer Glatze im Restaurant zu sitzen. "Ich bin zu eitel", sagte sie. Zum Glück war ich diejenige mit der Glatze, denn ich bin exzentrisch und nicht so eitel. Dann habe ich, als wir beide schon schlafen gegangen waren, nachgedacht, dass es nicht nur mein Exzentrismus war. Je mehr Chemos ich bekam, desdo weniger fühlte ich mich, wie ein Mensch. Eher wie eine komische Kreatur. Keine Person, die sich in der Früh in den Spiegel schaut und die schlechte Nacht aus dem Gesicht zu glätten versucht. Wie ein Tier habe ich nur versucht zu essen, zu trinken, zu schlafen, eben die Basisbedürfnisse zu lindern. Was ich anhatte, wer mich ansah, wer was über mich dachte, das interessierte mich wirklich nur selten. Wenn es mich interessierte, sah ich – voller Wehmut – alte Fotos von mir selbst an, wie von einer Toten, die man mächtig vermisst. Ein Jahr und eine Prise lang hat es gedauert, bis ich wieder in den Spiegel schauen konnte, dass ich in der Früh mein Gesicht zu glätten versuche, meine Haare in Schuß zu bringen und mein Leben zu leben, wie ich es vor meinem ungewollten "Sabbatical-Jahr" getan habe.